Adrian, im Mai ist Dein Freund und Mitstreiter Bren Orton bei einem Paddelunfall auf der Melezza in der Schweiz ums Leben gekommen. Es hat da eine Menge Spekulationen gegeben – bitte erzähl’ uns doch mal genau, was wirklich passiert ist.
Im Prinzip war es einfach ein Unfall, der keinen anderen Grund hatte als dieses verdammte Restrisiko. Material war top, Bren war offensichtlich topfit, er kannte den Fluss, war nicht die erste Rapid am Tag. Es gab dabei keine Punkte, mit denen man es auf eine Sache runterbrechen kann. Er ist in einer Wasserwalze gefangen worden, musste unter Wasser sein Kajak verlassen und ist nicht wieder aufgetaucht. Über zehn Tage später wurde er dann im Lago Maggiore gefunden. Alles andere ist wirklich Spekulation. Aber die Leute, die dabei waren, die konnten auf keinen Fall etwas ausrichten. Es wurde alles Erdenkliche unternommen, um ihn zu finden, aber leider ohne Erfolg.
Und wie geht es Dir heute nach diesem schrecklichen Ereignis? Hast Du nach dem Unfall daran gedacht, das Wildwasserpaddeln an den Nagel zu hängen?
Natürlich ist uns allen bewusst, dass beim Kajakfahren etwas passieren kann. Wir haben alle schon Freunde verloren, auch nähere Freunde. Aber das ich jetzt meinen besten Freund beim Kajakfahren verliere, auf einem Fluss, der jetzt nicht gerade die Speerspitze des Menschenmöglichen darstellt, ist das Schlimmste, was mir persönlich jemals passiert ist. Dazu kommt all das, um was man sich im Nachhinein kümmern muss – alles Dinge, die mich extrem belastet haben und immer noch belasten.
Nichtsdestotrotz war ich in Norwegen diesen Sommer, ganz alleine für mich, um herauszufinden, wie ich es weiter mit dem Kajaksport halte: Möchte ich ihn noch ausüben als meinen Hauptberuf? Ist es etwas, was ich nur noch zu meinem Hobby machen möchte? Oder möchte ich nie wieder ins Kajak steigen? Alles Fragen, die ich mir gestellt habe – und die Zeit in Norwegen war für mich extrem hilfreich. Ich bin dorthin gefahren, ohne jegliche Erwartungen an mich selbst. Ich war darauf vorbereitet, in den ersten Fluss einzusteigen, dort überhaupt keinen Spaß zu haben und direkt wieder nach Hause zu fahren. Das wäre für mich auch okay gewesen. Ich wusste, ich habe keinen externen Druck: Weder Sponsoren noch Fans noch sonst irgendwer erwartet, dass ich jetzt Kajak fahre. Von daher war es eine besondere Art und Weise für mich, wieder ins Paddeln hinein zu kommen, nach all den Jahren als Profipaddler, bei denen man ja nicht so ganz befreit ist von gewissen Zwängen. Aber jetzt bin ich nur ins Kajak gestiegen, wenn ich es wirklich wollte – und tatsächlich saß ich jeden einzelnen Tag im Boot und habe mich auch auf‘s Kajakfahren gefreut. Es hat sich einfach richtig angefühlt! Es ist schwer, das in logisch klingenden Worten auszudrücken, aber am Ende des Tages ist es so: Wenn ich im Kajak auf dem Fluss bin, dann bin ich mir sicher: Da gehöre ich hin! Es macht mir immer noch unglaublich viel Spaß! So bin ich geworden über all die Jahre im Sport, dort fühle ich mich zuhause, dort fühle ich mich aufgehoben. Dementsprechend konnte ich dann auch ziemlich eindeutig für mich persönlich entscheiden, dass ich dem Kajaksport weiter treu bleiben und auf der Schiene des Profi-Kajakfahrer-Lebens weiterfahren möchte. Mit all den Konsequenzen, die damit verbunden sind.
Okay, Du bleibst dem Wildwasser also treu. Was macht für Dich die Faszination dieser extremen Variante des Paddelsports aus?
Das ist ein Mix aus vielen Dingen. Zuallererst einfach das Gefühl vom Kajakfahren, sei das nun auf Wildwasser III oder V, mit all den Challenges, auf die man unterwegs stößt. Dazu die Möglichkeit, dass ich auf der ganzen Welt herumkomme, in diesem Jahr zum Beispiel in Gabun – ein Projekt, von dem ich vor ein paar Jahren nicht zu träumen gewagt hätte. Aber durch die Verbesserung von Team, Material und Support so etwas wirklich umzusetzen und so einen unberührten Fleck auf der Welt mit dem Kajak zu erforschen, dort mit meinen besten Freunden durchzuriden, das stellt für mich das Ultimative dar – die absolute Erfüllung meiner Freiheit, meiner Träume und meiner Inspiration. Ein Teil meines Lebens, den ich nicht mehr wegdenken kann und auch nicht möchte. Ich fühle mich einfach wohl in Situationen, in denen ich gefordert bin. Ich mag Herausforderungen, und gerade beim Extrem-Kajaksport und beim Expeditions-Kajakfahren liegen die Herausforderungen nicht nur auf dem Fluss. Da gibt es genug Probleme zu lösen, bis man überhaupt im Flieger sitzt. Und das mag ich, diese Komplexität, das Unerwartete, das ständige Adaptieren, während man an etwas arbeitet. Es kommt immer irgendwie anders als man denkt, man muss eine gewisse Flexibilität behalten und bereit sein, auch mal kreativ zu denken. Wenn man dann nach ein, zwei Jahren Vorbereitung tatsächlich auf dem Fluss im Kajak sitzt, ist das eigentlich nur noch das Sahnehäubchen, die Krönung, mit seinen besten Buddies schweres Wildwasser fahren zu können. Auch da geht es wieder um die Herausforderung, um den schweren Wasserfall oder den schweren Rapid, und ich muss mich damit auseinandersetzen, ob und wie ich das Ganze fahren kann, muss Risiken richtig einschätzen, muss mich selbst richtig einschätzen. Um das zu können, muss ich mich richtig kennenlernen. Alles Themen, die ich spannend finde und die sicher bei der Persönlichkeits-Entwicklung eine Rolle spielen. Jetzt, nach über 20 Jahren im Kajak, ist mir bewusst, dass alle Aspekte meines Lebens durch den Kajaksport geprägt sind. Wie ich denke, was meine Werte sind, worauf es mir ankommt oder auch nicht, was ich mag oder auch nicht, das ist alles durch den Kajaksport geprägt und macht mich als Menschen aus. Das bin ich, das ist meine Essenz, davon werde ich mich nie abwenden.
Bei Deinen Expeditionen gibt es oft auch abseits des Wassers Strapazen – viele Tage oder gar Wochen fernab der Zivilisation, Nächte im Minizelt oder unter dem Tarp, Nässe, Kälte, lange Fußmärsche mit dem Boot auf dem Buckel. Ist es das immer wert? Oder zweifelst Du manchmal unter dem Motto »Warum tue ich mir das alles an«?
Gleiches Thema. Ich frage mich oft genug, warum hätte es nicht Hallenfußball sein können – wenn ich irgendwo im Regen bei drei Grad tagelang unterwegs bin und Strapazen auf mich nehme, weil ich nachts im Dschungel nicht schlafen kann wegen der Hitze oder der Moskitos oder was weiß ich. Strapazen gehören einfach dazu, aber zugleich bin ich der festen Überzeugung, dass die Komfortzone zwar angenehm ist, aber sicher kein Ort von Wachstum oder einer, an den ich zu lange hingehöre. Es ist schön, da mal wieder hinein zu schnuppern für ein paar Tage, aber eigentlich mag ich es, außerhalb der Komfortzone zu agieren. Dort habe ich das Gefühl, ich kann wirklich wachsen, als Athlet und als Person.
Man macht da so eine Unterscheidung zwischen Class 1- und Class 2-Fun. Class 1-Fun bedeutet: Hey, wir haben alle einen sonnigen Tag auf einem hübschen Fluss, schöne Rapids und Spaß, da vorne ist der Ausstieg, und dann laufen wir fünf Minuten zurück zum Auto und machen das Ganze nochmal. Das ist der einfache, schnell vergängliche Spaß. Class 2-Fun ist, wenn du dich tagelang mit dem Kajak auf dem Rücken durch ein Hochgebirge quälst, um irgendwo anzukommen, und es ist kalt und scheiße, und du fährst irgendeinen Fluss, und es ist scary, aber irgendwann hast du’s geschafft – und dann rückblickend denkst du dir: geil! Das ist der Class 2-fun, von dem ich länger zehren kann als nur einen Tag, da sich der Spaß und die Erinnerung tief ins Gehirn einprägen. Das ist das Ziel, wo ich immer wieder hinmöchte: raus aus der Komfortzone, rein ins Unbekannte, rein in die Herausforderung, auch rein ins Quälen – am Ende des Tages geht es um harte Arbeit. Wenn ich auf irgendeiner Expedition bin, und ich muss über irgendeinen Bergpass laufen oder mich durch den Dschungel schlagen oder einen unbekannten Fluss paddeln, dann sind das harte Stunden ehrlicher Arbeit – nichts, wo ich jemanden verarschen muss oder beeinflussen, einfach nur eine gerade, lineare Nummer, bei der man Zeit und Arbeit und Ehrgeiz in etwas hinein steckt und den Fortschritt heraus bekommt. So etwas schätze ich sehr in unserer verwirrenden Zeit.
Was waren für Dich bisher Deine faszinierendsten Expeditionen?
Da gibt’s einige. Gabun war für mich ein Highlight, die Kombination aus der Gruppe, meinen besten Freunden und Mentoren, ein Unternehmen, das nur umsetzbar war durch technischen Fortschritt und modernes Material wie beispielsweise Drohnen. Aber auch durch den Umstand, dass wir alle mittlerweile so viele Flüsse gefahren, Erfahrung gesammelt haben, auch im Dschungel, so viele Rapids gescouted haben, so viel Drohne geflogen sind – da ist einfach sehr viel zusammengekommen, was es uns überhaupt ermöglicht hat, diesen Trip umzusetzen.
Auch Kenia war für mich ein Highlight. Dort sind wir hingeflogen mit Erwartungen an tolles Wildwasser und Erstbefahrungen und haben tatsächlich Weltklasse-Flussabschnitte gepaddelt, die man so auch in Mexiko finden könnte. Aber am meisten präsent bei mir ist die Gabun-Expedition im Februar diesen Jahres.
Gemeinsam mit Bren Orton, Jens Klatt und Olaf Obsommer hast Du an der Bike2Boat-Tour durch die Alpen teilgenommen. Was war damals eigentlich fordernder – das Radfahren oder das Paddeln?
Insgesamt war das eine große Herausforderung, aber ich kann einfach und schnell sagen: Die größere Herausforderung war auf jeden Fall das Radfahren. Erstens, weil ich es viel weniger gemacht habe in meinem Leben als das Kajakfahren. Zweitens, weil wir jeden Tag viel mehr Zeit auf dem Fahrrad als im Kajak verbracht haben. Und drittens, das Element – ich war nicht auf dem Wasser. Also eindeutig: Das Fahrradfahren war die größere Herausforderung, aber so war es ja auch gedacht: Wir sind dabei viele klassische Flüsse gepaddelt, aber die waren durchaus härter zu fahren also sonst, weil wir vorher drei, vier Tage auf dem Fahrradsattel gesessen hatten. Am Morgen vor einem schweren Fluss habe ich mich mehr darauf gefreut, im Sinne von Class 1-Fun, als wenn ich am Fuße des Timmelsjochs aufgewacht bin und wusste, okay, in absehbarer Zeit werde ich bergauf treten.
Und was ist für die Zukunft geplant? Gibt es eigentlich noch »weiße Flecken« auf der Wildwasser-Landkarte?
Gute Frage. Am Ende des Tages geht es immer weiter. Es gibt immer wieder einen Fluss oder eine Region auf der Landkarte, die noch zu entdecken sind. Das ist dann mein Aufgabenbereich, diese Orte und Flüsse zu finden, die mich ansprechen und die mich reizen, an die sonst keiner kann oder auch nur möchte. Afrika steht auf jeden Fall auf der Liste – das ist immer noch ein Kontinent mit vielen Möglichkeiten und vielen unentdeckten Flüssen. Aber auch in Südamerika lauern noch ein, zwei Projekte. Außerdem möchte ich das Thema Downriver-Freestyle weiter voran treiben. Und wenn dieses Magazin erscheinen wird, kann ich es auch schon öffentlich machen: Ich bin jetzt bei Pyranha unter Vertrag, und ich freue mich wirklich sehr darauf, deren Boote, Designs und Know how zu nutzen, um mein Kajakfahren auf‘s nächste Level zu pushen. 2025 wird auf jeden Fall einige Erstbefahrungen bringen.
Blicken wir zurück: Wie bist Du zum Kanusport gekommen? Und wie ging’s dann weiter?
Das ging relativ klassisch los. Mein Vater hatte eine Midlife Crisis, und er hat sich ein verdammt schnelles Motorrad gekauft und unter anderem mit dem Actionsport Kajakfahren angefangen. Ich war acht Jahre alt, und ich war dabei. Es ging los in einem Verein in Heidelberg. Dort habe ich ein bisschen paddeln gelernt, bin mit der Zeit etwas ins Freestyle hinein gerutscht, war dann in dieser Hinsicht zwischen zwölf und 16 viel unterwegs, habe dabei viele coole Leute kennengelernt und bin gut in die Community hinein gekommen. 2013 war dann die WM in den USA, und ich war als Junior auch dabei, aber ein bisschen enttäuscht darüber, wieviel Zeit und Geld ich aufgebracht hatte, um dann vergleichsweise wenig Zeit auf dem Fluss und in der Walze zu verbringen. Am Ende des Tages hatte man eine gute Stunde täglich zum Paddeln, die man sich mit zehn Leuten teilt – und das ist einfach Quatsch.
Daher habe ich mich eines Tages vom Training etwas weggestohlen und war auf einem Fluss paddeln, den Green River Narrows. Das war einfach Wildwasser, hat mich komplett überzeugt und ich wusste, okay, hier bin ich zuhause, das ist eigentlich das, was ich wirklich machen möchte. Ich bin die WM fertig gefahren, und das war auch okay, nichts Weltbewegendes an Ergebnissen, aber in Ordnung für meine Verhältnisse. Danach habe ich mich vom Freestyle etwas abgewandt und mehr auf‘s Wildwasser fokussiert, was sicher auch daran liegt, dass ich in einer Wettbewerbs-Umgebung nicht so gut funktioniere wie in einer Extremsport-Umgebung. Über all die Jahre habe ich gemerkt, das es mir mehr liegt, an meine eigenen Grenzen zu gehen als mich in einem engen Regelwerk zu bewegen.
Mit etwa 18 war ich dann nur noch im Wildwasser paddeln, hatte natürlich meine Träume und meine Vorbilder, die damals auf Youtube und Vimeo unterwegs waren. Dort wollte ich auch hinkommen, also bin ich nach der Schulzeit direkt mal nach Chile, war dort paddeln und habe ein paar von meinen Idolen kennengelernt. Zwar war natürlich offensichtlich, dass es einen Leistungsunterschied gab, aber der hat sich für mich nicht so unglaublich unüberwindbar angefühlt. Eher hatte ich das Gefühl, wenn ich da ein paar Jahre Arbeit hinein stecke, kann ich da auch hinkommen. Das war natürlich immer mein Traum, und dann habe ich, vielleicht auch aufgrund jugendlicher Naivität, ziemlich schnell alle möglichen Tagelöhner-Jobs angenommen, Geld gespart und bin Kajakfahren gegangen an meinen Traum-Destinationen, die ich so im Kopf hatte. So hat sich das über die Jahre entwickelt, ich bin immer mehr Kajak gefahren, irgendwann kamen mal die ersten Sponsoren-Deals rein, nichts Großartiges, aber für die Motivation natürlich super. Der richtige Katalysator kam dann 2016, als ich Bren Orton, Dane Jackson und Kalob Grady kennengelernt habe und wir super schnell gemerkt haben, wieviel Potential das bietet: Wir waren alle in einem ähnlichen Alter, hatten alle ähnliche Interessen und das gleiche Commitment und haben beschlossen: Lasst uns etwas Cooles tun! Das war die Geburtsstunde des SEND-Teams, und danach ging alles ziemlich schnell. Wir haben Trips geplant, wir hatten auf einmal eine Crew, die für die wildesten Sachen zu haben war und die Zeit und Flexibilität dafür hatte. Auf jeden Fall lautete das Motto »Think big!«. Und dann ging es weiter zu den nächsten Stationen Adidas und Red Bull. Heute, mit Red Bull, Pyranha und NRS, bin ich in einer Position, mit der ich sehr glücklich bin.
Bitte schätz’ doch mal: An wie vielen Tagen pro Jahr sitzt Du im Kajak?
Das ist gar nicht so einfach. Und tatsächlich ist die Zahl wahrscheinlich gar nicht so hoch wie manche denken. Das kommt unter anderem daher, dass ich viele Reisetage habe und immer wieder Verpflichtungen, die Teil meines Athletenlebens sind, aber nicht unbedingt Kajakfahren bedeuten. Ob das jetzt ein Besuch von einem Red Bull Event ist, ein Workshop irgendwo in der Stadt, ein TV-Interview – es gibt oft einfach Tage, an denen ich gar nicht die Zeit habe, Kajak zu fahren. Aber ich schätze mal, ich werde mich irgendwo zwischen 230 und 270 Tagen im Kajak bewegen. Das sind natürlich viele Tage, klar, ist auch mein Job, und vor allem liebe ich es auch, aber es sind eben nicht 365 Tage.
Hast Du ein paar Tipps für Wildwasser-Neulinge? Nicht unbedingt dahingehend, dass sie sich Wasserfälle hinabstürzen oder Wildwasser V oder gar VI fahren sollen – aber doch dahingehend, wie sie ihre Kenntnisse und den Spaß an diesem Sport steigern können.
Der Spaß sollte immer an erster Stelle stehen. Ich würde mich freimachen von irgendwelchen Erwartungen und Druck von anderen Personen oder social media oder was auch immer. Auch ich fahre Kajak primär, weil es mir einfach verdammt viel Spaß macht, und dieser Aspekt sollte nicht zu kurz kommen. Wenn mir Jugendliche heutzutage schreiben, fragen sie oft zuerst danach, wie ich gesponsored werde, und nicht danach, wie ich in Situation X oder Y ein besserer Kajakfahrer werde. Man sollte den Fokus auf die richtige Stelle setzen und sicherstellen, dass man das Richtige macht aus den richtigen Beweggründen. Und man sollte sich in der Community bewegen! Kajakfahren ist ein Community getriebener Sport, und es macht schon viel aus, mit wem man unterwegs ist. Es lohnt sich immer, sich kennenzulernen und Gruppen zu organisieren. Das kann man natürlich über social media machen. Wenn man aber gerade einsteigt, ist es sicher nicht verkehrt, mal einen Kurs zu buchen, um die Basics richtig vermittelt zu bekommen, aber auch, um Leute kennenzulernen, die auf einem ähnlichen Niveau sind und die man sympathisch findet. Außerdem macht es Spaß, Kanu-Events zu besuchen, sei das nun ein Lofer Rodeo oder das XXL Paddelfestival in Markkleeberg oder vielleicht sogar Slalom-Events – viele Trips, Freundschaften und Crews entstehen auf solchen Kajak-Events.
Last but not least: Macht es einem Adrian Mattern eigentlich noch Spaß, auf einem ruhigen Wanderfluss friedlich vor sich hin zu paddeln? Oder ist das für Dich eher langweilig? Oder kommst Du gar nicht dazu?
Das kommt tatsächlich ganz darauf an, was davor passiert ist oder danach bevorsteht. Wenn ich voller Energie und richtig heiß auf einen Trip hier in Innsbruck sitze und danach fünf Tage auf der Weser herum paddele, dann macht mir das keinen Spaß, dann fühle ich mich eher gelangweilt und habe zuviel Zeit darüber nachzudenken, warum mir gerade die Schulter weh tut. Wenn ich aber gerade einen extrem fordernden Trip hinter mir habe und ich ziemlich kaputt nach Hause komme und einfach nur klarkommen, nachdenken und meine Ruhe haben will, dann sieht das ganz anders aus, dann wird die Weser plötzlich wieder cool. Oder wenn ich gerade einen schweren Fluss befahren habe, und die letzten 250 Kilometer bis zum Ausstieg sind Flachwasser, dann ist das für mich auch in Ordnung. Ich würde nicht zwingend große Mühen, Energie, Zeit und Geld investieren, um einen friedlichen Wanderfluss zu paddeln, aber sobald es einen triftigen Grund gibt – zum Beispiel coole Gesellschaft – bin ich für so etwas immer zu haben. Kein Tag auf dem Wasser ist ein Tag, auf den man zurück blickt und sagt: Shit, wäre ich bloß nicht paddeln gegangen. Eigentlich blickt man immer positiv zurück. Und diese Einschätzung hat sich auch nach 20 Jahren Kajakfahren nicht geändert.
Adrian Mattern: wichtige Stationen
2016: Gewinner Adidas #claimfreedom
2017: Befahrung Big Banana Falls, Mexiko
2017: Befahrung Indes Rhondu-Schlucht, Pakistan
2018: Befahrung Alexandra Falls, Kanada
2018: Erstbefahrung Markafljotsglufur Fall, Island
2018: 2. Platz Malabar River Festival, Indien
2018: Finalist Kayaker of the Year Award by Kayaksession
2019: 2. Platz King of the Alps, Südtirol/Italien
2019: Expedition nach Tibet
2019: Finalist Kayaker of the Year Award by Kayaksession
2020: Bike2Boat – 750 Kilometer durch die Alpen mit Fahrrad und Kajak
2022: Befahrung des Sarydschas, Kirgisistan.
2023: Erstbefahrung Umiam River, Meghalaya/Indien
2024: Expeditionen nach Gabun und an den Indus in Pakistan
2024/2025: Expedition an den Sambesi