Diese Altmühl-Tagestour kann man auch komplett ohne Auto bewältigen. Aber nur, wenn man ein wirklich leicht zu transportierendes Luft- oder Faltboot sein eigen nennt. Vom Bahnhof Treuchtlingen zur Einstiegsstelle ist es nämlich bestimmt ein Viertelstündchen Fußmarsch. Zuerst auf der Bahnhofstraße durchs Zentrum des Städtchens, an deren Ende an einem gemütlichen Plätzchen nach links und gleich wieder rechts in die Kanalstraße bis zu einem Lidl-Supermarkt. Direkt danach links runter zum Fluss zum ersehnten Einstieg. Falls man doch mit dem Auto kommt: Man darf mit dem Wagen bis zum Einstieg fahren, dort abladen und sich sortieren. Danach muss man sein Gefährt aber für die Weile der Paddeltour oben an der Kanalstraße abstellen.
Ein gemütlicher Fluss
Vorteil dieser Einstiegsstelle: Sie liegt hinter dem Wehr in Treuchtlingen, und so spart man sich für ein Weilchen nervige Umtragungen. Das wird allerdings nicht so bleiben, auch nicht auf der paddlerfreundlichen Altmühl. Die ersten Meter der Etappe machen den Charakter des Flusses schnell deutlich: Gemächlich, fast schon behäbig geht es dahin, Schwälle oder gar spritzige Stromschnellen sind nicht zu »befürchten« – die Altmühl gehört als langsamster Fluss Bayerns sicher zu den einsteigerfreundlichsten Flüssen Deutschlands.
Schon nach rund 100 Metern liegt am rechten Ufer der Zelt- und Bootsrastplatz Treuchtlingen mitsamt weiterem Paddeleinstieg für die dortigen Übernachtungsgäste. Gelegenheit zum Duschen, Paddler-Fachsimpeleien am Lagerfeuer, Einkaufsmöglichkeit im bereits erwähnten Supermarkt.
Zunächst fließt die Altmühl als Wiesenfluss durch ein breites Tal. Ab der »Treuchtlinger Pforte« wird das Tal enger, die Berge rücken näher an den Fluss heran, teilweise geschmückt von beeindruckenden Felsformationen. Den Fluss selbst bringt das nicht aus der Ruhe, er fließt weiterhin gemütlich dahin. An schönen Sommer-Wochenenden ist so einiges los auf dem Wasser: von flott dahin ziehenden Paddlern in schnittigen Tourenkajaks bis hin zu kreischenden Gruppen Jugendlicher, die verzweifelt versuchen, ihren Leihcanadier aus der Uferböschung zu befreien. Wer aber Stoßzeiten meidet, kann den Vögeln beim Musizieren zuhören und dem Geräusch lauschen, mit dem das Paddel durchs Wasser löffelt. Unterbrochen wird die Ruhe nur, wenn ein Auto auf der nahen Straße vorbei fährt oder ein Zug auf den Schienen vorbei rattert.
Nach knapp zwei Kilometern geht es durch das Dorf Dietfurt in Mittelfranken. Das Nest liegt an einem Altmühlübergang, den schon die Römer nutzten. Das Wörtchen »Furt« ist immer noch im Namen enthalten. Naheliegend also, dass sich auch hier eine mögliche Einsetzstelle befindet. Allerdings ohne Bahnanbindung.
Pappenheim
Nachdem man unter zwei Eisenbahnbrücken hindurch gepaddelt ist, wird der Fluss wieder ein Stückchen breiter. Das bisschen Strömung gibt nun fast komplett den Geist auf, und man nähert sich dem Städtchen Pappenheim. Somit nähert man sich allerdings auch dem Wehr in Pappenheim, das nach einem Campingplatz am linken Flussufer in Sichtweite gerät. Somit darf man »endlich« mal wieder umtragen, nach sieben Kilometern ohne Wehr – naja, immerhin.
Umtragen: Der Ausstieg vor dem Wehr Pappenheim befindet sich links. Dort trägt man sein Schifflein eine Treppe hoch, über ein Fluss-Inselchen und einen Radweg hinweg, und setzt es schon nach ein paar Metern auf der anderen Seite wieder in den sogenannten Wehrkanal ein.
Wem das jetzt schon genug Paddelei war, der kann die Tour auch in Pappenheim beenden. Das Städtchen verfügt über eine malerische, aber auch ziemlich verschlafene Altstadt. Über der thront wuchtig die Burg Pappenheim, eine eindrucksvolle Burganlage mit zwei Höfen. Dieser Stammsitz der späteren Grafen von Pappenheim, die einen der berühmtesten Truppenführer des Dreißigjährigen Krieges hervorbrachten, wurde im Jahr 1175 fertig gestellt und zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Burganlagen Bayerns. Wer von hier aus mit dem Zug nach Treuchtlingen zurück fahren möchte, muss allerdings einen Fußmarsch von etwa 20 Minuten einplanen, denn der Bahnhof liegt dummerweise vom Fluss aus gesehen hinter der Altstadt und auch dann noch ein Stückchen entfernt.
Lebensgefahr?
Wer weiter möchte, steigt am Wehrkanal wieder in seine Nussschale. Nach ungefähr 200 Metern fließt von rechts der Mühlgraben wieder hinzu, womit die beiden Wasserarme wieder vereint sind. Kurz vor der Mündung warnt ein Schild vor »Lebensgefahr«, da eventuell Querströmung auftreten kann. Lebensgefahr? Naja, könnte vielleicht an dieser idyllischen Stelle etwas überängstlich formuliert sein. Aber was soll’s, Vorsicht ist schließlich die Mutter der Porzellankiste.
Weiter fließt die Altmühl friedlich dahin, erst unterhalb der Stadtmauer von Pappenheim, danach mal dichter, mal etwas weiter entfernt von den umgebenden Hängen. Knapp vier Kilometer kann man ungestört genießen, dann gelangt man am Wehr in Zimmern an die nächste Umtragestelle.
Umtragen: Die Austiegsstelle befindet sich am rechten Flussufer. Danach muss man sein Boot etwa 150 Meter über eine Wiese tragen, bevor man es wieder einsetzen kann. Bei niedrigem Pegel hat man an dieser Stelle nur wenig Wasser unter dem Kiel.
In der Folge rücken die Berge wieder etwas näher an den Fluss heran. Der wird allerdings kaum schmaler, und die Strömung nimmt auch kein Tempo auf. Schon bald tauchen am Ufer die ersten Häuser von Solnhofen auf, und kurz vor der Straßenbrücke ist der Ausstieg erreicht, am Gelände des Bootsverleihs Kanuuh (www.kanuuh.de). Der Bahnhof liegt von hier aus nur rund 200 Meter entfernt, die Züge zurück nach Treuchtlingen gehen regelmäßig.
Bevor man die Rückfahrt antritt, sollte man Solnhofen aber etwas Aufmerksamkeit widmen. Der Ort wurde vor allem durch seine Steinbrüche und Fossilienfunde bekannt, das Bürgermeister-Müller-Museum mitsamt Dinosaurier-Statue zeigt Funde versteinerter Tiere und Pflanzen. Etwas versteckt liegt die Ruine der Sola-Basilika, die mit ihren Säulen aus dem frühen Mittelalter zu den ältesten Baudenkmälern Deutschlands gehört. Archäologen fanden dort bei Ausgrabungen fünf übereinander liegende Kirchenbauten und bis in die Steinzeit zurück reichende Siedlungsspuren. Nebenan befindet sich im Klosterhof der Klosterladen, der leider über recht »übersichtliche« Öffnungszeiten verfügt. Wer aber das Glück hat, die Ladentüren geöffnet vorzufinden, sollte hier einen Laib Klosterbrot erstehen, ein nach uraltem Rezept im Holzofen gebackener Leckerbissen. Damit kann man sich dann auf der Rückfahrt stärken. Allzu viel »Brotzeit« hat man dafür allerdings nicht: Die Zugfahrt mit dem RB 16 zurück nach Treuchtlingen dauert nur gut zehn Minuten.
Reiseinfo Altmühl
Charakter: Zahmwasser, gemütlich dahin fließender Wanderfluss.
Länge der Etappe: Treuchtlingen – Solnhofen 15 km
Bahnhöfe auf der Etappe: Treuchtlingen, Pappenheim, Solnhofen. Verbindung mit der RB 16.
Befahrungsregeln: SUP-Verbot auf der Altmühl (ausgenommen Altmühlzuleiter, Altmühlsee und Kratzsee). Aus Naturschutzgründen gibt es Empfehlungen zu Mindestpegeln: https://www.naturpark-altmuehltal.de/bootwandern/pegelstand/ (Ampelsystem im Betrieb vom 1. April bis 15. Juni, der für die Natur besonders sensiblen Zeit). Im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Arbeitsgemeinschaft Kanuqualität Altmühl (AKQUA e.V.) werden bei Unterschreitung des mittleren Niedrigwasserstand keine Kanus und andere Boote vermietet.
Kanuvermietung:
· Treuchtlingen: www.der-sonnige-altmuehltaler.de
· Pappenheim: http://bootsverleih-altmuehl.de/
· Solnhofen: www.aktivmuehle.de, www.kanuuh.de
Campingplätze:
· Treuchtlingen: Zeltplatz Treuchtlingen, www.zeltplatz-treuchtlingen.de (nicht für Wohnmobile und Wohnwägen)
· Pappenheim: Campingplatz, www.camping-pappenheim.de
· Sollnhofen: Kanuzentrum Aktiv Mühle, www.aktivmuehle.de (kleine Wohnmobile und Wohnwägen nur in begrenzter Anzahl, für größere Wohnmobile und Wohnwägen nicht geeignet)
Weitere Unterkünfte: www.naturpark-altmuehltal.de
Literatur
· Kanu Kompakt »Altmühl« (Michael Hennemann), Thomas Kettler Verlag
· Kanu Kompass »Bayern« (Michael Hennemann), Thomas Kettler Verlag
· »Die 50 schönsten Kanu- und SUP-Touren in Bayern« (Alfons Zaunhuber), DKV-Verlag
· Reiseführer »Altmühltal und Fränkisches Seenland« (Johann Schrenk), Michael Müller Verlag.
Karten
· Wassersport-Wanderkarte Nr. 4 »Deutschland-Südost«, 1:450.000 (Altmühl, Naab und Regen 1:100.000), Jübermann Verlag
· Kompass Fahrradkarte 3329 »Altmühltal«, 1:70.000
Touristinfo: www.naturpark-altmuehltal.de