Zwei schnittige Faltkajaks liegen vor uns, an einem See in der Nähe von Ulm. Und auf den ersten Blick wird deutlich, warum sich manch Käufer mit der Entscheidung zwischen den beiden Kandidaten schwertut. Schließlich schauen wir auf zwei Geschwister, nicht gerade Zwillinge, aber doch unübersehbar ähnlich. Und in der Tat gibt es eine ganze Reihe Gemeinsamkeiten: Beide weisen einen sportlichen und schnittigen Bootsriss auf, beide verfügen über Seekajakbeleinung und installierte Kielstreifen, beide sind vorbereitet für die Aufnahme einer Steueranlage, bei beiden handelt es sich um vollwertige Seekajaks, tauglich für Expeditionen auf offenem Meer.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Grunddaten: Beim navigator handelt es sich um einen leichten Einsitzer, schnell, steif, robust und spurtreu auch bei widrigen Bedingungen. Ausgestattet mit einem Spantenriss, wie es ihn sonst nur bei Hartschalenkajaks gibt: ein Knickspant mit fließendem Übergang in einen Rundspantriss, was für eine ausgeprägte primäre und sekundäre Kippstabilität sorgt.
Der argo (der übrigens auch als Doppelsitzer zu haben ist) wird in ähnlicher Bauweise hergestellt, was ihn zu einem sportlichen, kippstabilen, steifen, robusten und leichtem Einsitzer macht. So weit, so gut – aber dem unschlüssigen Kunden dürfte diese Aufzählung grundlegender Charakteristika kaum weiterhelfen.
Die Unterschiede
Es hilft also nichts, wir müssen ins Detail. Und zwar zunächst mit einem simplen Blick auf die technischen Daten: Der argo ist mit seinen 520 Zentimetern immerhin 15 Zentimeter länger als der navigator und obendrein vier Zentimeter breiter. Ergo: Der argo verfügt über etwas mehr Volumen und Raum für Gepäck – was ihn für viele Paddler, die längere Touren oder gar Expeditionen planen, zur ersten Wahl macht. Konsequenterweise fallen auch die Ladeluken beim argo etwas größer aus. Allerdings gilt bei beiden Faltkajaks: Die eigentliche Beladung des Boots erfolgt durch das Cockpit. Die Ladeluken dienen eher zum Durchgreifen – beim Beladen oder falls man bei der Pause auf einsamer schwedischer Schäre unbedingt an den lange ersehnten Schokoriegel möchte.
Nächster grundlegender Unterschied: das Gestänge. Das »Skelett« des argo ist aus eloxiertem Aluminium gefertigt, was vor allem zwei Vorteile hat: zum einen ein geringes Gewicht – und zum anderen 900,- Euro weniger, die im Vergleich zum navigator den Besitzer wechseln müssen. Kleiner Wermutstropfen: Alu ist etwas anfälliger beim Einsatz im Salzwasser – etwas Fürsorge und eine gründliche Süßwasserdusche können nach Touren auf den Meeren dieser Welt also nicht schaden.
Der navigator verfügt dagegen über ein wahrhaft edles Holzgestänge aus Weißesche und Birkenmultiplex, mit Beschlägen aus korrosionsbeständigem Edelstahl. Salzwasserkontakt stört dieses Gerüst kaum, außerdem verfügt es insgesamt über weniger Teile, was den Aufbau des navigator ein Stückchen leichter macht – was auch daran liegt, dass beim Aufbau keine Schnapp- oder Schiebeverschlüsse nötig sind, das Gerüst arretiert und verspannt sich selber. Aber wie das Leben so spielt, hat natürlich auch ein Holzgerüst Nachteile. Als da wären: höheres Gewicht, höherer Preis und der Umstand, dass das Holz ab und an nachlackiert werden sollte. Und: Holz bedingt normalerweise ein etwas höheres Packmaß – was für den navigator allerdings nicht gilt, denn die Bordwände verschachteln sich im Packrucksack ineinander, und so spart man rund 15 Zentimeter Packmaß. Somit ist der navigator das einzige Seekajak mit Holzgestänge, das in einen einzigen Packsack passt. »Und das muss auch so sein«, sagt Out-Trade-Geschäftsführer Steffen Sator: »Ein Boot, ein Packsack – das ist unsere Philosophie.« Außerdem, abgesehen von den harten Fakten: Ein Holzgerüst hat Charme. Ähnlich wie die alte, heißgeliebte Lederjacke. Wie ein Vinyl-Plattenspieler oder wie eine mechanische Uhr.
Auf dem Wasser
Aber genug der traditionsbewussten Schwärmerei. Auch auf dem Wasser erwiesen sich die beiden Boote als enge Verwandte. Beide nehmen enorm schnell Fahrt auf und halten mühelos ein hohes Tempo, in einer gelungenen Symbiose mit tadellosem Geradeauslauf und durch die seitlichen, formgebenden Luftschläuche bedingten Kippstabilität. In beiden Fällen sind die optionalen Fußstützen im Nullkommanichts eingestellt, hier wie dort sorgt die Sitzanlage mit ihrer aufblasbaren Fläche und Seiten für reichlich Komfort, ohne zu einer unsportlichen Fernsehsesselhaltung zu verleiten. Und in beiden Fällen zeigten sich die Boote vom straffen Seitenwind unbeeindruckt.
Doch natürlich gibt es Unterschiede: Der etwas schlankere navigator zeigt sich im Einsatz als noch ein Stückchen flotter und dynamischer, allerdings im direkten Vergleich auch einen Hauch kippeliger. Der argo dagegen bringt zum hohen Tempo eine Portion Gutmütigkeit mit. Paddeleinsteiger kommen mit beiden Booten zurecht, sei das nun auf dem Meer, auf Seen oder auf ausreichend breiten Wanderflüssen.
Technische Daten: nortik navigator
Material Bootshaut: PVC/PU
Material Gestänge: Holz
Sitzplätze: 1
Länge: 505 cm
Breite: 58 cm
Gewicht: 22 kg
Zuladung: 150 kg
Aufbauzeit: circa 15-20 Minuten
Packmaß: 115 x 40 x 20 cm
Farben: rot/schwarz
Preis: 3599,- Euro
Lieferumfang: Packrucksack, zwei Ladeluken, Hängesitz, installierter Kielstreifen, Verstärkungsstreifen, D-Ringe auf Deck, Schenkelstützen, Deckbeleinung, Rundum-Leine, Reparatur-Set.
Optional: Schürze, Seesocke, Fußstütze, Steueranlage, Lukendeckel
Infos: www.faltboot.de
Technische Daten nortik argo
Material Bootshaut: PVC/PU
Material Gestänge: eloxiertes Aluminium
Sitzplätze: 1
Länge: 520 cm
Breite: 62 cm
Gewicht: 19 kg
Zuladung: 160 kg
Aufbauzeit: ca. 20 min.
Packmaß: 120 x 45 x 25 cm
Farben: grau/schwarz, rot/schwarz
Preis: 2699,- Euro
Lieferumfang: Packrucksack, zwei Ladeluken, Hängesitz, installierte Kielstreifen, Verstärkungsstreifen, D-Ringe auf Deck, Schenkelstützen, Deckbeleinung, Rundumleine, Multifunktionshalterung auf Deck, Reparatur-Set.
Optional: Schürze, Seesocke, Fußstütze, Steueranlage, Lukendeckel, nortik kayak sail-Besegelung
Infos: www.faltboot.de