Kurz, kompakt, große Einstiegsluke, komfortable Sitzanlage mit hoher Lehne – schon beim ersten Anblick ist klar, welche Art Kajak hier vor einem liegt: ein echtes Freizeitkajak für gemütliche Wanderpaddler, geschaffen für Tagestouren auf ruhigen Gewässern. Somit waren die Testbedingungen für das Boot eher von der harten Sorte: der Drau-Paddelweg von Oberdrauburg bis Sachsenburg, insgesamt gut 38 Kilometer. Und zwar nur ein paar Wochen nach einem Hochwasser, das es bis in die Fernsehnachrichten geschafft hatte, immer noch mit relativ hohem Wasserstand und entsprechend schwungvoller Strömung.
Schon am Einstieg plätschert die Strömung flott über die Uferkiesel, in der Flussmitte geht es ziemlich wellig zu. Und doch: Der Einstieg in die große Cockpitluke (und das Platz nehmen auf dem extrem gemütlichen Sitz) fällt kaum schwerer als das Hineinlümmeln ins heimische Sofa. Dann nimmt der Fluss das Boot mit auf die spritzige Fahrt, und schon auf den ersten Metern erstaunen vier Umstände: Zum ersten läuft das Kajak ziemlich trocken – trotz der großen Luke und dem Fehlen einer Spritzdecke schwappt kaum Wasser ins Boot (für das Anbringen einer Spritzdecke ist das Saluda nicht ausgerichtet – wäre auch schwierig bei der hohen Sitzlehne). Nur an einer Stelle, einer etwas ernsthafteren Welle bei Dellach, die quer über den Fluss verläuft, schaufelt der Fluss ein paar Liter Drau ins Cockpit, und es gibt einen nassen Hintern. Aber, wie gesagt, für solche Zwecke ist das Boot eigentlich auch nicht geschaffen.
Der zweite Eindruck: Für die kompakte Länge von 366 Zentimetern erfreut das Saluda 12 mit einer erstaunlichen Spurtreue. Auch wenn der Fluss immer mal wieder in die eine, mal in die andere Richtung zerrt, zeigt die Nase ohne ständige, kraftraubende Korrekturschläge nach vorne.
Drittens erweist sich das Boot auch im bewegten Wasser als erfreulich kippstabil – Paddeleinsteiger dürften auch bei etwas fordernden Bedingungen schnell Vertrauen in ihren fahrbaren Untersatz fassen.
Viertens: An einigen Stellen, vor allem in einem renaturierten Abschnitt vor Sachsenburg, zieht der Fluss doch etwas entschiedener am Boot, versucht, es in den Uferbewuchs zu drücken oder in andere Richtungen, in die man nicht will. Erfreulich, dass ein paar entschlossene Steuerschläge das Kajak schnell wieder auf den gewünschten Kurs bringen.
Ausstattung
In Sachen »Hardware« haben die Bootsdesigner in Fletcher im US-amerikanischen Bundesstaat North Carolina viel Liebe zum Detail an den Tag gelegt. Das fängt mit der praktischen Lukenbox direkt vor dem Cockpit an. Wer beim Paddeln noch nie so recht wusste, wohin mit Handy, Sonnenbrille und Autoschlüssel, der hat beim Saluda 12 eine Antwort. Klar, wenn die Gefahr eines Schwimmers besteht, bei dem man von seinem Boot getrennt wird, sollte man seine Wertsachen lieber »am Mann« haben. Ist aber eigentlich bei den typischen Saluda-Touren nicht zu befürchten. Ein bisschen Wasser, das übers Deck schwappt? Das muss einem ebenfalls keine Sorgen machen: Das kleine Fach ist mit einem Gummi-O-Ring abgedichtet. Und herausnehmbar ist es ebenfalls.
Der große Komfortfaktor der Sitzanlage wurde bereits erwähnt – eine gepolsterte Sitzfläche für den Paddlerhintern, eine hohe Lehne, die weit über den Süllrand hinaus ragt, zum gemütlichen Zurücklehnen und in die Sonne blicken (kleiner Tipp an dieser Stelle: Saluda 12-Besitzer sollten eine Schwimmweste ohne dicken Rückenschaum wählen – der »beißt« sich sonst etwas mit der Lehne). Innovativer Clou: Man kann den Sitz im Nullkommanix heraus nehmen und wieder einsetzen – so dass man beim Uferpicknick immer eine Sitzgelegenheit hat.
Komplettiert wird das Cockpit durch gepolsterte Schenkelstützen und leicht verstellbare Fußstützen. Auf dem Deck befinden sich Gepäckspinnen, sowohl im Bug als auch im Heck. Neben dem Cockpit ist ein Paddelhalter angebracht –man weiß also wohin mit seinem Werkzeug, wenn man ein Foto machen oder seine Wurststulle auspacken möchte. Ausreichend Platz für das Gepäck einer Tagestour bietet der abgeschottete Laderaum im Heck, der ebenfalls eine Innovation aufweist: Nach dem Öffnen des jeweiligen Verschlusses lässt sich die Luke in beiden Richtungen aufklappen.
Auf stillem Wasser
An den Tagen nach der spritzigen Drau-Tour kommt das Saluda 12 auf mehreren Kärntner Seen zum Einsatz: dem Weissensee, dem Faaker See und dem Ossiacher See. Auf dem Faaker See begleitet uns ein Guide in einem waschechten, schnittigen Seekajak. Keine Frage, wenn der sich etwas ins Zeug legen würde, dann könnte er flott davonziehen. Da er aber ruhig und gleichmäßig vor sich hin paddelt, halten wir im Saluda 12 mit, ohne uns dabei zu verausgaben. Klar, diese stillen Gewässer sind das eigentliche Revier des Saluda 12, das aber auch hier nochmal gefordert wird: Beim Seeabfluss führt ein verschlungener Wasserlauf durch einen Schilfgürtel, bekannt auch als die »Everglades vom Faaker See«. Strömung gibt’s hier kaum, Wellen auch nicht, dafür aber reichlich enge Kurven. Kein Problem für das Saluda 12. Nur selten wird ein ausholender Bogenschlag erforderlich, meist reichen weniger aufwändige Mittel, um gemütlich durch den Schilfslalom zu kurven. Ruhiges, klares Wasser unter uns. Eine strahlende Sonne über uns. Im Hintergrund die Kulisse der Kärntner Alpen. So oder so ähnlich sieht er wohl aus, der Daseinszweck des Liquidlogic Saluda 12.
Fazit: Mit dem Saluda 12 hat Liquidlogic ein kippstabiles, komfortables Freizeitkajak geschaffen, das Einsteigern Fehler verzeiht und fortgeschrittenen Paddlern viel Potential bietet. Ein für die Länge erstaunlich spurtreues Boot, dem aber auch enge Kurven keine Probleme bereiten. Und mit dem man auch auf etwas anspruchsvolleren Gewässern nicht »untergeht«.
Technische Daten \
Liquidlogic Saluda 12
Länge: 366 cm
Breite: 73,66 cm
Material: PE
Gewicht: 23,13 kg
Zuladung: 159 kg
Stauraum: im Heck
Farben: blau, grün, orange
Preis: ca. 1500,- Euro
Infos: liquidlogickayaks.com