Ausrüstung Kaufberatung

Schuh-Werk

Wassertaugliche Schuhe für Paddlerfüße gibt es in einer riesigen Bandbreite: vom einfachen Neoprenschlappen bis zum hochschaftigen Stiefel, der aussieht, als entstamme er der Ausrüstung einer Spezialeinheit. Doch jeder Schuh hat seinen Zweck.

Klar, man kann auch ohne Paddelschuhe leben. Wenn man davon ausgeht, dass die Füße eh nicht nass werden. Oder wenn man nur in der warmen Jahreszeit paddelt. Und gleichzeitig nur an feinpudrigen Sandbuchten ins Wasser geht, an denen garantiert weder Glasscherben für Gefahr noch scharfkantige Steine für Unbill noch glitschige für Rutschgefahr sorgen. Für alle anderen macht die Anschaffung von Paddelschuhen Sinn. Fragt sich bloß welche. Beginnen wir mit dem Typ »Sommerzeit- und Warmwasser-Paddler«, der garantiert keine holprigen Wege zum Ein- oder Ausstieg bewältigen und auch keine Umtragungen »fürchten« muss. Für den reicht in der Tat ein einfacher Neoprenschlappen. Die gibt’s in Frühsommer-Zeiten manchmal sogar für wenige Euro bei irgendwelchen Verkaufsaktionen von Aldi, Lidl und Co. Kann man kaufen, wenn man akzeptiert, dass die Dinger bei intensivem Einsatz möglicherweise nicht lange halten. Paddler, die einen bequemen, schlichten und gleichzeitig preiswerten Schuh suchen, der dennoch robust und langlebig (und damit nachhaltiger) ist, sollten zu einem etwas höhenwertigen Modell greifen – dem Arroyo von NRS beispielsweise (www.nrseurope.com). Damit kann man dann auch mal eine gewisse Distanz über Stock und Stein zurücklegen, und hat auch in engeren Booten reichlich Platz für die Füße.

Etwas höher
Wenn das Wasser kälter wird, sollte man zu einem zumindest knöchelhohen Schuh aus ausreichend dickem Neopren greifen. Wie bei einem Neoprenanzug gilt auch hier: Der Schuh muss so gut sitzen, dass nicht ständig Wasser hinein und wieder hinaus fließt – das macht dann nämlich die schönste Isolationswirkung zunichte. Ein genauer Blick auf den Sitz des Schaftes und auf den Reißverschluss kann sich also mit wärmeren Füßen bezahlt machen. Zumal manche Schuhe mit Thermofutter aufwarten, die das Tragegefühl noch etwas kuscheliger machen.
Ein weiterer Vorteil der knöchelhohen Schuhe: Sie bieten, wenn sie denn gut passen, besseren Halt. Und das macht sich bemerkbar, vor allem, wenn der Weg zum Wasser steinig oder dornig wird oder unterwegs unfreundliche Portagen lauern. In vielen Fällen sorgen Klettriemen für einen verbesserten Halt, der in den meisten Fällen ausreichend ist. In der Regel führen diese Klettriemen vorne herum von Knöchel zu Knöchel, manchmal werden sie von einem weiteren Riemen an der Ferse unterstützt. Wer auf einen besonders perfekten Halt Wert legt, findet allerdings auch Paddelschuhe mit Schnürverschluss – wie beispielsweise den Gradient-Stiefel von Palm (www.palmequipmenteurope.com/de)
Wer von mehr oder weniger langen Fußmärschen ausgeht, sollte auch die Sohle einer genaueren Inspektion unterziehen: Hier sollte ein anständiges Profil davor schützen, auf glatten Steinen auszurutschen. Gleichzeitig sollte die Sohle dick und robust genug sein, um vor Verletzungen durch Glasscherben oder andere Gefahrenquellen zu schützen.

Paddel-Stiefel
Vierjahreszeiten-Paddler können sich die Anschaffung von wahren Stiefeln überlegen, deren Schaft erst kurz unter dem Knie endet. Hier kommt meist noch dickeres Neopren zum Einsatz, und die Laufsohlen kommen denen von wahren Einsatzstiefeln nahe. Kalte Füße rücken mit solcher Fußkleidung in weite Ferne, auch wenn man beim Einstieg ins Eiswasser oder beim Umtragen durch den Schnee stapft. Beim Kauf sollte man allerdings darauf achten, dass Socken und Hosenbeine von Trockenanzug oder Trockenhose in den Schaft passen. Zwei Beispiele dafür: der Boundary Shoe von NRS und der Nova-Stiefel von Palm.

Das wahre Maß
Die richtige Größe ist bei Paddelschuhen ein kniffliges Thema. Einerseits soll bei »wet shoes« so wenig Wasseraustausch wie möglich stattfinden, und dafür muss das Material einigermaßen dicht am Fuß und am Knöchel liegen – was auch dem Halt zugute kommt. Andererseits sollen die Paddelschuhe eventuell auch als Überschuhe über den Socken von Trockenanzug oder Trockenhose eingesetzt werden – unter denen ihr Besitzer vermutlich, der besseren Wärmeisolation wegen, noch dickere Socken trägt. In diesem Fall müssen die Schuhe also größer ausfallen. Was uns zum Schluss bringt, dass ambitionierte Paddler, die zu allen Jahreszeiten in ihr Boot klettern, nicht nur ein Paar Paddelschuhe brauchen, sondern zwei: eines für die »nassen« Tage, ein anderes als Überschuh für Trocki oder Trockenhose.

Im aktuellen KANU (Ausgabe 1/2022): 14 Paddelschuhe mit technischen Daten und Preisen – vom einfachen Neoschuh bis zum Hi-Tech-Stiefel. Derzeit im Handel und hier zu haben:
https://shop.jahr-tsv.de/kanu/2047728?itemId=2047728&productId=70521288