Eine Kanutour auf der Isar flussabwärts der Landeshauptstadt haben die wenigsten Paddler im Kopf. Das hat mehrere Gründe. Im Stadtgebiet von München gibt es ein ganzjähriges Befahrungsverbot. Zwischen dem Wehr Oberföhring und bis kurz vor Freising ist die Isar wegen zahlreicher Sohlrampen, die zwar in den letzten Jahren naturnah zurück gebaut wurden, allenfalls Wildwasserfahrern mit entsprechender Ausrüstung zu empfehlen. Die scharfkantigen Steine bergen das Risiko, Boot und Fahrer zu beschädigen oder gar zu verletzten. Bei höherem Wasserstand sorgt der Rücksog einiger Walzen für erhebliche Gefahr. Dagegen ist die Folgestrecke zwischen Freising und Moosburg immer noch fast ein Geheimtipp.
Freising bis Oberhummel
Der Einstieg an einer großen Kiesbank am westlichen Ufer unterhalb der Luitpoldbrücke ist leicht zu finden. Bahnhof und S-Bahn sowie große Parkplätze sind nah. Freising ist die älteste Stadt an der Isar und wird vom Domberg sowie einem Nachbarberg mit dem Benediktinerkloster Weihenstephan überragt. Die Altstadt präsentiert sich mit fast südländisch anmutendem Flair. Freising besitzt mehrere Universitäten und war in früherer Zeit ein bedeutender Handelsplatz der Flößer. Selbst das Baumaterial für den Freisinger Dom wurde per Floß hierher transportiert.
Nach dem Start geht es mit flotter Strömung nordwärts durch eine von dichten Mischwäldern geprägte Flussaue. Nur ganz vereinzelt queren Straßen den Fluss, zum Beispiel kurz nach dem Start und bald darauf in Marzling. Ab hier fließt die Isar durch das Naturschutzgebiet Isarauen, Lagerfeuer und Zelten sind verboten, gegen ein Flusspicknick mit Badepause spricht aber nichts. Die großflächigen Kiesbänke sorgen für Wildflussfeeling. Im Frühling durftet wilder Bärlauch aus dem Ufergehölz. Fast parallel zur Isar fließen die Bäche Goldach und Moosach, die später einmünden. An den wenigen Brückenpfeilern ist jeweils Vorsicht geboten, da hier manchmal Treibholz die Durchfahrt behindern könnte.
Oberhummel bis Moosburg
In Oberhummel gibt es nach gut zehn Kilometern Fahrt eine Straßenzufahrt und die einzige Brücke zwischen Marzling und Moosburg. Auf dem Fluss geht es durch schattigen Mischwald weiter nordwärts. Fast immer bemerkt man kreisende Reiher oder einen Schwan am weiß-blauen Himmel. Einzig das kurzfristige Dröhnen der vom nahen Flughafen München-Erding startenden und landenden Maschinen stört manchmal. Die Flussufer sind in der Folge ganz besonders naturnah. Das Geschiebe der Isar lagert Kies ab, und vereinzelt bilden sich kleine Inselchen. So gestaltet der Fluss in Eigenregie sein Bett, und das wird der Isar seit einigen Jahren auch wieder zugestanden. Nacheinander fließen die Dorfen, der Sempt-Flutkanal und die Alte Dorfen nahezu unbemerkt hinzu.
Nun folgt der schönste Abschnitt der Tour. Rechterhand haben sich massive Treibholz-Ansammlungen abgelagert. Der Hauptstrom zieht links vorbei, die Fahrt wird nicht behindert. Ich lande dennoch an und klettere über riesige Baumleichen. Im sogenannten Totholz soll es angeblich mehr Leben geben als in einem noch im Wachstum befindlichen Baum. Plötzlich verlässt eine Ente, die sich im Dickicht zunächst ruhig verhalten hat, mit verärgertem Quaken ihr Versteck. Sorry! In den weiter dahinter liegenden Altwassern bemerke ich quakende Frösche und eine Biberrutsche. All das sind Anzeichen einer lebendigen Flussaue. Die letzten Kilometer auf dem Fluss lassen wir uns entspannt in der Strömung treiben und genießen die wärmende Sonne. Direkt nach der Moosburger Straßenbrücke erreichen wir den beschilderten Ausstieg am rechten Flussufer. Paddler, die mit dem Auto unterwegs sind, können hier problemlos gebührenfrei parken. Sowohl Moosburgs schöner Altstadtkern als auch der Bahnhof liegen etwa 1500 Meter vom Fluss entfernt. Wer mit dem Bike sein Fahrzeug zurückholen möchte, fährt am westlichen Isarufer flussnah nach Freising zurück.
Weiter bis Landshut
Eine Weiterfahrt nach Landshut scheitert oft an einer zu geringen Wassermenge, da an der bald folgenden Staustufe Moosburg ein Teil des Wassers abgeleitet wird. Eine verlässliche Pegelinfo gibt es für diese Strecke leider nicht! Bei Volkmannsdorf kommt Wasserzuschuss von der einmündenden Amper, und kurz vor Landshut auch noch vom Mittleren Isar-Kanal. Unterwegs berührt die Isar das Naturschutzgebiet »Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen« bei Eching. Diese Vogelparadiese aus zweiter Hand sind wichtige Rast- und Brutgebiete für rund 260 Vogelarten. Vereinzelt wurde hier sogar schon ein Seeadler gesichtet. Die letzten zehn Kilometer zwischen Eching und Landshut sind kanalisiert. Der Ausstieg für diese Etappe, bei km 76,1, befindet sich links an einer Rampe in Höhe der Eisenbahnbrücke am südlichen Stadtrand von Landshut. Kurz darauf, ab km 75, ist die Weiterfahrt aus Sicherheitsgründen verboten. Der Bahnhof ist 2000 Meter vom Fluss entfernt. Lohnend ist ein Besuch der Altstadt von Landshut und der weithin sichtbaren Burg Trausnitz.
Reiseinfos Mittlere Isar
Charakter: Zahmwasser bis leichtes Wildwasser (WWI), je nach Wasserstand. Vereinzelte Baumhindernisse an den Brücken, oft nach Hochwassern, und ebenfalls im letzten Teil der Strecke. Bei höheren Wasserständen ist die Isar daher kein Anfängerfluss!
Beste Zeit: Ende März bis Ende Oktober. Mindest-Wasserführung 20, besser 25-30 m/sec. Siehe RiverApp, Pegel Freising.
Etappe: Freising-Moosburg 18 km
Weitere Etappe: Moosburg-Landshut 19 km (nur bei einem ausreichenden Wasserstand, da ein Teil des Wassers ab dem Wehr in Moosburg in den Isarkanal abgeleitet wird).
Befahrungsregeln: keine zeitlichen Einschränkungen.
Auf dem möglichen Weiterweg: ganzjähriges Uferbetretungsverbot im Naturschutzgebiet »Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen« zwischen km 89,4 und 81,2. Befahrungsverbot des Wehres bei km 78,5.
Bahnhöfe: in Freising und Moosburg (Fahrzeit Moosburg-Freising zehn bis zwölf Minuten).
Kanu/SUP/Shop: Waterworld in Eching, www.waterworld24.com
Übernachten:
· www.camping-haselfurth.de
· www.naturfreunde-freising.de
(beide Plätze sind etwas abseits der beschriebenen Flussstrecke gelegen)
· www.etsv09landshut.de (für DKV-Mitglieder und auf Anfrage)
Literatur/Karten:
· »Die 50 schönsten Kanu- & SUP-Touren in Bayern«, Alfons Zaunhuber, DKV-Verlag
· »Kanu Kompass Bayern«, Michael Hennemann, Thomas Kettler Verlag
· »DKV-Gewässerführer für Süd-Bayern«, Benedict Cramer, DKV-Verlag
· »Entlang der Isar, Band 2«, Gabriele Ruth, Allitera Verlag
· Radwanderkarte »Isarradweg«, 1:50.000, Publicpress Verlag
Weitere Infos:
· www.kanu-bayern.de
· www.tourismus.freising.de
· www.meinmoosburg.de