Europa Reise

Kurztrips auf Korsika

Korsika zieht nicht nur Wildwasserpaddler an, sondern ist auch ein phänomenales Seekajakrevier. Wenn man jedoch einen Familienurlaub plant und nur gelegentlich paddeln »darf«, gibt es lohnende Tagestouren. Drei davon werden hier vorgestellt – alle Strecken führen zum Ausgangspunkt zurück, so dass man nicht das Auto verstellen muss (Text: Lisa Huber).

Lisa Huber

Tour 1: ein Traumstrand nach dem anderen

Saint Florent – Plage de Saleccia – Saint Florent

Am westlichen Stadtrand von Saint Florent kann man am Plage de Roya gut einsteigen. Von hier wird in nordwestlicher Richtung an der Küste entlang gepaddelt. Schön ist der Blick auf die Zitadelle von Saint Florent. Vorbei an netten Felsen geht es weiter an der Küste entlang. Später kommt man am traumhaften Sandstrand »Arinella di Fiume Santu« vorbei. Dieser Sandstrand kann nur zu Fuß oder mit dem Boot erreicht werden. Ich genieße diese Tour ganz alleine. Es weht nur ein ganz leichter Wind, und die Wellen sind ganz sanft. So kann ich oft bis zum Meeresgrund schauen und ganz nah an der Küste entlang paddeln.
Um die nächste Felsnase herum ist bereits der »Plage du Lotu« zu sehen. Ein traumhafter Sandstrand, der ebenfalls nur über einen Wanderweg oder mit dem Boot zu erreichen ist. Wer nicht so viel Zeit hat, kann die Tour auch an den Stränden »Arinella die Fiume Santu« oder »Plage du Lotu« beenden.
Beim nächsten Sandstrand bin ich am Ziel angekommen: Der »Plage de Saleccia« ist ein lang gezogener, feiner Sandstrand. Früher galt er als Geheimtipp, aber das ist schon einige Jahre her. Mittlerweile tummeln sich hier – genau wie an den vorher genannten Stränden – viele Menschen. Es werden Bootsausflüge nach Saleccia angeboten, Privatyachten ankern in der Bucht, und als besondere Attraktion kann man eine Fahrt mit einem Geländewagen hierher buchen. Auch wenn man an diesem Strand nicht mehr allein ist, ist die Landschaft einfach traumhaft. Das Wasser ist glasklar, der Sand hell und fein, und es geht ganz seicht ins Meer.
Hier kann man gut eine Badepause einlegen und dann zurück nach Saint Florent paddeln oder aber vor Ort übernachten. Ein einfacher Campingplatz namens »Camping U Paradisu« liegt nahe des Strandes. Man kann die Tour hier auch beenden, muss dann allerdings die Piste durch die Wüste »Désert des Agriates« entlangfahren. Diese Strecke ist nur mit einem Geländewagen oder notfalls auch mit anderen Autos mit Vierradantrieb fahrbar. Empfehlenswert ist diese Fahrt aber eher nicht … Stattdessen kann man entweder wieder gemütlich nach Saint Florent zurück oder aber weiter entlang der Küste paddeln. Dort trifft man noch auf weitere schöne Strände und könnte bis zum »Plage de l’Ostriconi« weiter fahren. Dort befinden sich ein großer Campingplatz und ein Parkplatz, allerdings nicht direkt am Meer, so dass es Sinn macht, einen Bootswagen mitzunehmen. Bis zum Plage de l’Ostriconi sind es von Saleccia aus noch etwa 16 Kilometer.
Die Tour von Saint Florent zum Plage de Saleccia ist eine einfache Tour. Dank der vielen Strände kann die Strecke je nach Zeit und Ausdauer verkürzt oder verlängert werden. Falls der Wellengang höher werden sollte, kann man am Plage de Roya in der Regel trotzdem noch gut anlegen, da der Strand seicht und sandig ist.

Länge: 24 km hin und zurück, ca. 4 h
Kürzer: nur bis zum Strand Arinella die Fiume Santu (5 km einfach) oder zum Plage du Lotu (8 km einfach)
Länger: weiter zum Plage de l’Ostriconi fahren, dann 28 km einfach
Schwierigkeiten: einfach, viele Anlegemöglichkeiten, Sandstrände für einfaches An- und Ablegen

Tour 2: Cap Corse – Einstiegstour mit Felsformationen und Grotten

Diese Tour auf der westlichen Seite des Cap Corse bietet sich als erste Paddeltour auf Korsika an. Von der Fähre in Bastia fährt man mit dem Auto etwa 23 Kilometer bis zum Startpunkt. Außerdem ist die Tour recht einfach und kann je nach Können, Ausrüstung und Zeit von nur einigen hundert Metern bis 16 Kilometer variiert werden. Ein guter Startpunkt für eine kurze Paddeltour ist der Strand »Sole Marinu«. Der schöne, saubere und vor allem recht leere Kiesstrand kann über den gleichnamigen Campingplatz erreicht werden, aber auch Tagesbesucher sind hier willkommen (Catarelli, 20253 Patrimonio, Frankreich, www.usolemarini.com – einfach der Schotterstraße links der Campingeinfahrt folgen bis zu einem Parkplatz, der nur rund 20 Meter vom Meer entfernt ist). Es gibt auch die Möglichkeit, sich auf dem Campingplatz Sit-on-top-Kajaks auszuleihen, die für eine Erkundung der Felsen ausreichen (zweite Verleihmöglichkeit, ebenfalls Sit-on-tops: Base nautique in Saint Florent). Auf der linken Strandseite ist der Einstieg am besten möglich, da dort das Ufer flacher abfällt als weiter rechts. Durch die Felsen ist die Bucht relativ gut geschützt.
Einige Highlights sind gleich hinter der ersten Felsnase versteckt, so dass man auch mit dem SUP, Sit-on-top-Kajak oder mit Kindern nur ein paar hundert Meter paddeln kann und trotzdem schon auf faszinierende Felsformationen trifft. Nah an der Küste entlang kann man mit dem Kajak durch einen engen Spalt zwischen zwei Felsen paddeln. Auch kleine und große Grotten können per Boot erforscht werden. Ein Highlight sind die »Fratacci Toussaint«, helle Felsen, die eine Struktur wie ein Stapel aufeinander liegender Pfannkuchen haben.
Wer Lust hat, kann neun Kilometer an der Küste entlang bis nach Saint Florent paddeln. Der »Plage de Roya« ist ein schöner Sandstrand als Ausstieg und gleichzeitig der Startpunkt für die Traumsträndetour zum Plage de Saleccia.
Auch lohnend ist es, vom Strand »Sole Marinu« nach Nordosten zu paddeln, also auf das Hotelgebäude zu, das man vom Wasser aus gut sehen kann. Der Strand »Sole Marinu« ist durch eine Landzunge aus Kreidefelsen in zwei Buchten geteilt. Nach knapp einem Kilometer wird man mit einem schönen Sandstrand mit sanft abfallendem Wasserzugang belohnt.

Länge: 1 km bis 16 km, 30 min bis 3 h
Schwierigkeiten: einfach, gut geschützte Startbucht, Länge variabel. Kurzform auch als Kindertour und mit SUP oder Sit-on-top möglich.

Tour 3: Kap mit gigantischen Felsentoren

Porto – Capo Rosso – Porto

Meine Lieblingstour auf Korsika führt zum Capo Rosso. Starten kann man ideal im Naturhafen von Porto. Dieser liegt sehr geschützt, so dass man auch bei Wind und Wellen gut ab- und wieder anlegen kann. Parkplätze sind auch reichlich vorhanden und kostenlos. Alternativ kann man auch am Strand von Porto starten. Der Kiesstrand fällt jedoch recht steil ab, sodass hier bei Wind die Wellen brechen.
Vorbei am quadratischen Wachturm, der auf dem Felsen der Hafenausfahrt thront, paddelt man in westlicher Richtung zuerst am Stadtstrand von Porto und dann immer an der Küste entlang. Nach kurzer Zeit kommt man an einem kleinen Hafen mit einigen Motorbooten vorbei. Es lohnt sich, wirklich nah an den rötlichen Felsen entlangzufahren. Manche schauen aus wie Finger, die aus dem Wasser ragen. Nach knapp der Hälfte der Strecke erreicht man den »Plage de Ficaghjola«. Dieser schmale Sandstrand ist, außer mit dem Boot, nur über einen steilen Fußweg zu erreichen – also häufig recht leer. Ein paar kleine Häuser sind nah an die Felsen gebaut. Durch die hohen Felsen bietet der Strand neben sonnigen auch schattige Plätze und lädt zum Verweilen ein. Da jedoch noch ein großer Teil der Strecke zurückzulegen ist, paddle ich weiter und beschließe, hier auf dem Rückweg eine Pause einzulegen.
Einige Felsen wirken, als hätte man sie um 90 Grad gedreht in das Wasser gesteckt. Bald schon nimmt die Höhe der Felsen zu, und das Kap ist zu sehen. Auch die Menge der Boote, die an mir vorbeifahren, steigt. Das Capo Rosso ist ein beliebtes Ausflugsziel und wird von verschiedenen Startpunkten aus mit diversen Motorbooten angefahren. Ich freue mich jedes Mal, dass ich mit meinem Kajak viel dichter an den Felsen entlang fahren kann als die Motorboote. An einigen Stellen kann man enge Durchfahrten zwischen den Steinen nutzen, was das Seekajakerinnen-Herz höher schlagen lässt. Die Felsen haben verschiedene Farbtöne von grau über orange bis rötlich – und manchmal all diese Farbschattierungen zusammen. Ein Traum! Immer wieder pausiere ich mit dem Paddeln, weil ich fotografieren muss. Und kaum habe ich den besten Blickwinkel festgehalten, erblicke ich einen noch schöneren. Trotz der vielen Fotos bin ich irgendwann direkt unter dem Genueserturm, der auf dem Kap steht. Ich paddle noch um das Kap herum und fahre dort durch ein gigantisches Felsentor. Auch eine riesige Grotte mit Ein- und Ausgang macht mächtig Spaß! Weitere Felsentore sowie ein schmaler, langer Felstunnel können mit dem Kajak erkundet werden.
Auf dem Rückweg frischt der Wind auf, so dass der Wellengang zunimmt. Beim »Plage de Ficaghjola« gönne ich mir die geplante Pause und schwimme eine Runde, bevor ich weiter paddle. Anschließend lasse ich mich von den Wellen Richtung Porto zurückschieben. Jetzt bin ich froh um den geschützten Hafen. Nachdem ich um den Felsen und den dekorativen Turm herum gepaddelt bin, kann ich im ruhigen Wasser entspannt aussteigen.

Länge: 30 km, ca. 5 Stunden
Schwierigkeiten: kaum Anlandemöglichkeiten nach dem »Plage de Ficaghjola«, daher sollte man nur weiterpaddeln, wenn das Wetter stabil ist und man wirklich sicher im Seekajak sitzt.